An manchen Tagen erbringt unsere Stimme Höchstleistungen. Ein kurzer Pitch im Meeting ist wie ein Sprint: präzise, fokussiert, energiegeladen. Die Leitung eines Tagesworkshops hingegen ist wie ein Marathon, gefordert sind Ausdauer, Präsenz und stimmliche Stabilität bis zum Schluss.
Und so wie keine Leistungssportlerin unaufgewärmt auf die Strecke geht, sollte auch deine Stimme nicht kalt in den Tag starten.
Denn sie ist ein sensibles Zusammenspiel aus Atem, Muskulatur und Resonanz und morgens oft noch alles andere als einsatzbereit. Eine stimmliche Morgenroutine hilft dir, sie sanft zu aktivieren, ihre Tragfähigkeit zu stärken und sie vor Überlastung zu schützen.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du deine Stimme mit wenigen Minuten am Morgen in Schwung bringst.
1. Hydration
Starte mit einem großen Glas Wasser. Und ja – Wasser, nicht Kaffee. Auch wenn Letzterer für manche zum Start in den Tag dazugehört, entzieht er durch seine gerbenden Stoffe den Schleimhäuten Feuchtigkeit. Das gilt übrigens auch für schwarzen Tee.
Aber keine Sorge: Du musst nicht koffeinfrei in den Tag starten. Ein Glas Wasser vorab mildert die austrocknende Wirkung deutlich und schenkt deiner Stimme gleich zu Beginn das, was sie dringend braucht: Feuchtigkeit.
2. Den Körper wecken
Strecke dich in alle Richtungen. Spanne dich diagonal, von der linken Fußspitze bis in die rechten Fingerspitzen und lasse mit einem hörbaren Seufzer los. Wiederhole das zur anderen Seite.
Ziehe deine Schultern hoch und lasse sie mit der Ausatmung fallen. Kreise sie langsam nach hinten. Drehe dann sanft den Kopf: von links nach rechts und zurück. So lockerst du Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich, die deine Stimme oft mehr beeinflussen, als du denkst.
3. Die Stimme aktivieren
Atme ein als würdest du an etwas Duftendem schnuppern. Vielleicht denkst du an dein Lieblingsessen, oder ziehst gerade das frisch gewaschene Shirt an, oder trägst schon dein Lieblingsparfum auf der Haut. Dann folgt ein genussvolles „Mmmhh“. Die Lippen liegen entspannt aufeinander, die Stimme schwingt. Spürst du ein leichtes Kribbeln an der Nase oder den Lippen? Perfekt, das ist deine Resonanz, die langsam erwacht.
4. Artikulation in Schwung bringen
Eine wache und deutliche Artikulation entlastet unsere Stimme. Beginne mit der Zunge, unserem größten und vielseitigsten Artikulationsorgan: Fahre mit der Zungenspitze langsam entlang deiner Zahnreihen – innen und außen.
Dann sind die Lippen dran: Lege sie locker aufeinander und bringe sie mit einem kleinen Luftstoß zum Flattern, wie ein Pferd beim Schnauben.
Zum Schluss: Grimassen ziehen! Spitzzüngeln, Lippen spitzen, breit grinsen – alles erlaubt. (Beim Stimmtraining darf man sich manchmal nicht zu ernst nehmen 😉)
5. Atem spüren
Zum Abschluss: Drei bewusste Atemzüge. Lege eine Hand auf den Bauch, die andere aufs Brustbein. Spüre, wie die Luft einströmt und dein Körper sich bewegt. Du musst nichts verändern oder kontrollieren. Nur beobachten und den Rhythmus deiner Atmung spüren.
Schon geschafft
Mit dieser kleinen Morgenroutine bist du stimmlich bereit, ob Sprint oder Marathon. Du gibst deiner Stimme einen sanften, stabilen Start in den Tag.
Viel Freude beim Ausprobieren!
Wenn du möchtest, schicke ich dir diese Routine gerne als PDF zum Ausdrucken, eine kurze Nachricht genügt. So kannst du sie direkt neben den Spiegel hängen und mit deiner bestehenden Morgenroutine verknüpfen.