„Spielst du ein Instrument?“ – „Klar, meine Stimme“
Diese Antwort mag kurz irritieren und doch ist sie zutreffender denn je. Unsere Stimme ist ein Instrument, das wir aber oftmals nicht in allen Facetten kennen. Das ändert sich aber dieses Jahr, denn dieses Instrument, welches wir alle besitzen und täglich benutzen, wurde zum „Instrument des Jahres 2025“ gekürt und rückt damit ins Rampenlicht.
Der Deutsche Musikrat vergibt diese Auszeichnung seit 2008, um die Vielfalt musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten sichtbar zu machen. Nach Klarinette, Akkordeon, Harfe, Cello, Drumset und vielen weiteren ist nun die menschliche Stimme an der Reihe. Das ist ein starkes Signal, denn die Stimme ist kein Luxusgut für die Bühne, sondern das Instrument unseres Alltags.
Sie ist Kommunikationsträger, Emotionsverstärker, Persönlichkeitsmerkmal. Kein anderes Instrument ist so individuell, so unmittelbar und so wandelbar. Sie entsteht in unserem Körper, wird durch den Atem getragen und durch unsere Resonanzräume geformt. Sie ist hörbarer Ausdruck unserer Seele und zeigt, wie wir uns fühlen. Und sie beeinflusst, wie wir auf unser Umfeld wirken.
Wer seine Stimme kennt und gezielt einsetzt, gewinnt an Ausdruckskraft. Und wer sie ignoriert, verschenkt Potential. Genau wie jedes andere Instrument, sollten wir lernen unsere Stimme zu „spielen“, und zwar all die vielfältigen Töne, die uns zur Verfügung stehen.
So leistungsfähig unsere Stimme ist, so sensibel ist sie auch. Wenn wir unsere Stimme als selbstverständlich erachten und immer „drauf los spielen“, können wir schnell an Grenzen stoßen. Heiserkeit, Räusperzwang, Überlastungen oder Verspannungen können auftreten und uns den Alltag erschweren. Doch das lässt sich vermeiden. Denn wie jedes andere Instrument lässt sich auch der Umgang mit unserer Stimme trainieren.
Für mich ist die menschliche Stimme ein Wunderwerk. Als Sängerin, Rhetorik- und Kommunikationstrainerin und Sprechtrainerin erfahre ich tagtäglich, wie tiefgreifend sie Menschen bewegt. Wenn man den eigenen Klang entdeckt, Resonanz spürbar wird und das Sprechen wieder leichtfällt, entsteht etwas: Wirkung, Verbindung, Präsenz.
Deshalb freue ich mich von Herzen, dass die Stimme in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit bekommt. Sie hat es verdient.
Nimm diese Auszeichnung unserer Stimme gerne als Anlass, dein Instrument bewusst wahrzunehmen. Erkunde, was sie alles kann und welche Töne vielleicht (noch) nicht in deinem Repertoire sind. Denn die Stimme ist kein festgelegtes Merkmal, sie ist gestaltbar. Sie wächst mit dir und mit deinen Aufgaben.
Wenn du dein Instrument entdecken möchtest, begleite ich dich gern dabei.